Die Burgenfreunde und -freundinnen beider Basel feiern ihr 75-Jahr-Jubiläum

Eugen Probst

(14. Dezember 1873 bis 15. August 1970)

Doris Huggel

Als ausgebildeter Kaufmann hatte der gebürtige Basler Eugen Probst zuerst eine Stelle im Grundbuchamt Basel inne und nahm Zeichen- und Malunterricht an der hiesigen Allgemeinen Gewerbeschule, bevor er am Eidgenössischen Polytechnikum (heute Eidgenössische Technische Hochschule) die Ausbildung zum Architekten antrat und anschliessend zwei Semester in Paris und Berlin verbrachte. Mit der Wiederherstellung des Schlosses Sargans/SG um 1900 und seiner Übersiedlung nach Zürich setzte seine praktische Tätigkeit ein. Neben zahlreichen Villen im Heimatstil in den Regionen Zürich und in Graubünden realisierte er den Ausbau der Station Eismeer der Jungfraubahn und beteiligte sich an diversen Architekturwettbewerben.

Der Schutz des gebauten Erbes war ihm immer ein grosses Anliegen, geprägt war seine Arbeit aber hauptsächlich vom überragenden Interesse an Burgen- beziehungsweise Schlossarchitektur. So betätigte er sich unter anderem bei Sicherungsmassnahmen der Ruine Dorneck/BL und baute auf den Burgstellen Reichenstein/BL und Rotberg/SO neue Burgen auf. Auf seine Initiative geht auch die Wiederherstellung der Hohlen Gasse bei Küssnacht am Rigi/SZ sowie des bündnerischen Dorfes Guarda zurück. Als Mitbegründer und erster Präsident (1927–1955) des Schweizerischen Burgenvereins verschaffte er der Aufgabe der Burgenerhaltung wichtige Impulse und sensibilisierte ein breites Publikum dafür. Indes bescherten ihm seine rekonstruktiven Interessen bei der baulichen Behandlung von Burgen und Ruinen sowie sein unbekümmerter, oft von Phantasie geleiteter Umgang mit historischer Bausubstanz zeitlebens erbitterte Gegner. Dies deshalb, weil die archäologischen Methoden schon damals ausgereift und die weitsichtigen Grundsätze denkmalpflegerischen Umgangs mit historischer Bausubstanz längst formuliert waren. Sein oft kompromissloses Wesen veranlasste die Basler Mitglieder des Schweizerischen Burgenvereins 1931 dazu, einen eigenen Verein (Burgenfreunde beider Basel) zu gründen. Auch aus ihren Reihen war die Opposition gegen unsachgemässe Eingriffe auf Burgen laut. Trotz der oft gespannten Beziehungen vermachte Probst im Jahre 1960 einen grossen Teil seiner Privatsammlung dem Schweizerischen Burgenarchiv. Mit über 5 000 Objekten (Fotos, Plänen, Zeichnungen, Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätzen etc.) verfügt dieses über eine sehr interessante Dokumentation zur Arbeit eines Burgenforschers und -architekten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Weitere «Probstiana» befinden sich beim Schweizerischen Burgenvereins, im Archiv der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege und im Schweizerischen Landesmuseum.

Literatur:

Dangel, Karin, Artikel über Eugen Probst, in: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert. Basel, Boston, Berlin 1998, 425. – Grütter, Daniel, Eugen Probst (1873–1970) und die Gründung des Schweizerischen Burgenvereins, in: Mittelalter Moyen Age Medioevo Temp medieval, 7. Jahrgang 2002/1, 11–16. – Inventar der neueren Schweizer Architektur (INSA), Band 2, Basel, Bellinzona, Bern. Bern 1986, 284. – Inventar der neueren Schweizer Architektur (INSA), Band 10, Winterthur, Zürich, Zug, Bern 1992, 368, 402, 415. – o. N. Der schweizerische «Burgenvater» ist 90jährig, in: Tagesanzeiger vom 13.12.1963.

Quellen:

Schweizerisches Burgenarchiv: Jahresberichte über Archiv und Bibliothek.


Sammlung Probst

Das Dokumentationsmaterial von Eugen Probst im Planarchiv der Burgenfreunde umfasst Situationspläne, Grundrisse, Skizzen, Schnitte, Maueransichten, Rekonstruktionen und Vogelschaubilder zu folgenden Burgen und Schlössern: Angenstein/BL, Baldenstein/GR, Dorneck/SO, Farnsburg/BL, Gilgenberg/SO, Ehrenfels/GR, Hagenwil/TG, Hünenberg/ZG, Marschlins/GR, Mesocco/GR, Montebello/TI, Neu-Schauenburg/BL, Neu-Tierstein/SO, Pfeffingen/BL, Reichenstein/BL, Rotberg/SO, Rötteln (Haagen, Baden-Württemberg/D), Sargans/SG, Serravalle/TI, Tourbillon/VS, Waldenburg/BL, Wartenberg/BL, Weinstein/TG.

Weiter sind Probsts Arbeitsunterlagen in Form von losen Archivalien wie Fotos, Ansichtskarten, Detailskizzen, kleinen Plänen und Aquarellen mit Burgenansichten sowie Abbildungen aus Publikationen erhalten. Diese Dokumentation umfasst insgesamt 389 Couverts mit Material zu ebenso vielen Burgen und Schlössern der Schweiz, gegliedert in folgende geographische Einheiten: Aargau, Basel, Bern Mittelland, Bern Oberland, Fribourg/Seeland, Genf, Glarus, Graubünden, Luzern, Neuenburg, Schaffhausen, Solothurn, St. Gallen, Tessin, Thurgau, Urschweiz, Waadt, Wallis, Zürich, Zug sowie je eine Schachtel «Pläne» und «Verschiedenes».

(Zusammenstellung der Sammlungsbestände: Ch. Matt)