Die Burgenfreunde und -freundinnen beider Basel feiern ihr 75-Jahr-Jubiläum

C. H. Baer

(2. November 1870 bis 29. Dezember 1942)


Christoph Philipp Matt

Dem Namenskürzel «C. H.», das meist erst nach gewissen Nachforschungen in «Casimir Hermann» aufgelöst werden kann, begegnet man nicht sehr häufig, doch dafür in wichtigem Zusammenhang. Der Name ist hauptsächlich mit den Publikationsreihen «Das Bürgerhaus der Schweiz» und «Die Kunstdenkmäler der Schweiz» verbunden. Baer, ein Deutscher Staatsbürger, hat grundlegende Arbeiten an der heute unentbehrlichen und gewichtigen Reihe der Kunstdenkmälerbände geleistet (seit 1926). Während sechzehn Jahren stand er der Redaktion vor und hat die Herausgabe der ersten dreizehn Bände begleitet und weiteren den Weg geebnet. Der erste Basler Band (der dritte Band der Serie) mit der Vorgeschichte und allgemeinen Artikeln über Stadtbild, Befestigungen, Rheinbrücke und Rathaus, stammt aus seiner Feder und auch der dritte der Basler Bände (der zwölfte der Serie) über die Gotteshäuser von St. Alban bis Kartause, ist ihm zu verdanken.

Geboren wurde Baer in Mannheim. In Karlsruhe und Charlottenburg bildete er sich zum Architekten aus; anschliessend studierte er Kunstgeschichte (Dissertation über «Die Hirsauer Bauschule. Studien zur Baugeschichte des XI. und XII. Jahrhunderts», München 1896). Dadurch vorbereitet, wirkte er an der Inventarisation der Kunstdenkmäler des damaligen Grossherzogtums Baden mit (Band über den Landdistrikt von Freiburg i. Br.). Bald nach der Übersiedlung in die Schweiz, die 1902 aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen erfolgte, steuerte er im Buch «Die bauliche Entwicklung Zürichs in Einzeldarstellungen» den Beitrag über «Die bürgerlichen Bauwerke des alten Zürich» bei. Seit 1903 war er auch Redaktor der «Schweizerischen Bauzeitung», und seit 1905 der Kommission für die Reihe «Das Bürgerhaus der Schweiz» an und gab als Redaktor des Verlages Birkhäuser diese Bände heraus. Seine Verbundenheit mit der Schweiz und ihrem baulichen Erbe zeigte sich auch darin, dass er 1905 einer der Mitbegründer der Schweizerischen Vereinigung für Heimatschutz und fünf Jahre lang Mitredaktor der Zeitschrift «Heimatschutz» gewesen ist. – 1909 kehrte er wieder nach Deutschland zurück, um in Stuttgart als Redaktor der Zeitung «Moderne Bauformen» zu wirken. Wieder in Basel übernahm er 1927 die Redaktion der neuen Architekturzeitschrift «Das ideale Heim» und baute etwa gleichzeitig die Redaktion der obgenannten Kunstdenkmäler auf.

Aus seinem Besitz stammen sechs Skizzenbücher: gegen vierzig Seiten starke, in Leinen gefasste Hefte, etwa im Format A-5 quer, mit Bleistift- und Tuschskizzen zu verschiedensten Motiven. Sie widerspiegeln seine Reisen vor allem im süddeutschen und schweizerischen Raum. Den Jahresberichten der Burgenfreunde beider Basel ist zu entnehmen, dass Baers Skizzenbücher 1955 vom Verein erworben wurden. Sie wurden im Jahr 2004 mit Blick auf das bevorstehende 75-jährige Jubiläum durch ein Register erschlossen.

Es finden sich darin perspektivische Handskizzen in Bleistift und Tusche zu Motiven wie Burgen und Schlösser, Gebäude und Gebäudegruppen, Landschaften und Natur und – vereinzelt – Personenstaffagen. Darüber hinaus sind architektonische Detailstudien festgehalten wie etwa Konsolen, Wasserspeier oder Kamine. Es handelt sich grösstenteils um feinfühlige, sorgfältig angelegte Reiseskizzen. Eigentliche architektonische Aufnahmen (Grundrisse, Ansichten, Schnitte) sucht man in den Skizzenbüchern des Architekten hingegen vergebens; einzig der vierte Band enthält eine Anzahl leider nicht lokalisierbarer Fassadenskizzen (aus dem Schwarzwald?). Die Lokalisierung der nicht immer eindeutig angeschriebenen Zeichnungen aus den Jahren 1887 bis 1901 bleibt insbesondere für Deutschland manchmal unklar. Soweit möglich, wurden die Zeichnungen den heutigen politischen Gemeinden und Kantonen beziehungsweise Bundesländern zugewiesen. Insgesamt enthalten die Skizzenbücher Ansichten aus über siebzig Orten in der Schweiz und in (vor allem Süd-)Deutschland.

Literatur:

Dr. C. H. Baer † 1870 – 1942, in: 24. Jahresbericht der Öffentlichen Basler Denkmalpflege und des Stadt- und Münstermuseums im Kleinen Klingental 1942 , 21f. (R. Riggenbach). – Dr. C. H. Baer †, in: Nationalzeitung Nr. 607, 31.12.1942 (R. Riggenbach). Dr. Casimir Hermann Baer †, in: Jahresbericht über das Jahr 1942 der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 1942, 11ff. – † Casimir Herm. Baer, in: Schweizerische Bauzeitung 121 Nr. 1, 2. Januar 1943, 26. – C. H. Baer † (1870 – 1942), in: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte Band 5 (Heft 1), 1943, 54f. (E. Briner). – Crettaz-Stürzel Elisabeth, Heimatstil, Reformarchitektur in der Schweiz 1896-1914, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005. – National-Zeitung 1942, Nr. 607, Nachruf von R. Riggenbach. – Eggenberger Dorothee, Germann Georg, Geschichte der Schweizer Kunsttopographie. Beiträge zur Geschichte der Kunstwissenschaft in der Schweiz 2, Zürich 1975, 25f. und 29. – Rucki Isabelle, Huber Dorothee (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert. Basel, Boston, Berlin 1998, 35.

Der Inhalt von Baers Skizzenbüchern:

Schweiz:

Adelboden/BE, Altdorf/UR, Attinghausen/UR, Basel/BS, Beatenberg/BE, Bellinzona/TI, Brienz/BE, Bürglen/UR, Einigen/BE, Freiburg/FR, Gruyère/FR, Hospenthal/UR, Lausanne/VD, Lenk/BE, Locarno/TI, Lugano/TI, Luzern/LU, Oberhofen/BE, Saanen/BE, Schattdorf/ UR, Seedorf/UR, Seelisberg (Rütli)/UR, Silenen/UR, Thun/BE.

Baden-Württemberg:

Beuron, Kloster, Bischenberg/Schelzberg, Bronnbach (oder Brombach?), Denkendorf (Denkensdorf?), Durlach, Ettlingen, Freiburg i. Br., Fridingen/Burg Bronnen, Gengenbach, Gernsbach, Karlsruhe/Gottesaue, Grötzingen, Gutach, Hausen, Hoch-Emmingen, Immendingen, Kappel, Kenzingen, Kirchhofen, Lichtenthal, Maulburg i. Wiesental, Mühlheim, Nellingen, Sasbachwalden, Sigmaringen, Tunsel, Ulm, Wertheim, Leibertingen Schloss Wildenstein, Zell a. Harmersbach.

Andere Bundesländer:

Altenfurt, Augsburg, Eichstädt, Erding, Ingolstadt, Moosen, Nürnberg, Regensburg, Spielmannsau, Thalheim, Veitshöchheim, Walserschanz (Bayern); Hattingen (Nordrhein-Westfalen); Hardenburg, Limburg (Rheinland-Pfalz); Berlin/Charlottenburg; Flensburg, Lübeck (Schleswig-Holstein).


(Zusammenstellung der Sammlungsbestände: Ch. Matt)